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Beitrag vom 08.10.2007
Melissa Etheridge – The awakening
Silvy Pommerenke
Knapp vier Monate ist es her, als die blondierte Rockerin aus Kansas ein Best of Album heraus brachte. Nun, und das wurde wohl auch Zeit, meldet sie sich mit einem sehr intimen und soften...
...– ihrem mittlerweile neunten - Rockalbum zurück.
Der Titel "die Erweckung" ist vielversprechend, und die Musikerin verarbeitet darauf zum einen die vergangenen 25 Jahre ihrer Karriere, zum anderen die schwere Zeit ihrer Krebserkrankung, inklusive Chemotherapie und alles, was solch schlimme Diagnose sonst noch so beinhaltet. Ungewohnt ruhige und sensible Töne kommen da aus der Tiefe ihrer Seele zum Vorschein, und sie sind sehr bewegend und eindringlich geraten. Die geläuterte Etheridge möchte die Fans gerne an ihren Erfahrung teilhaben lassen. Dazu gehört auch ihr Wunsch, dass man sich als HörerIn einfach mal Zeit vom stressigen Alltag nimmt und sich eine gute Stunde Auszeit mit Hilfe ihrer CD verschafft.
Den existentiellen Erfahrungen anderer zuzuhören und Emphatie zu empfinden ist die eine Sache, die andere bedeutet jedoch, dass man meistens mit seinen eigenen Sorgen und Nöten so zugedeckt ist, dass man sich wohl nur selten die einstündige Auszeit gönnt. Allerdings, und das muss man auch sagen, bietet die neue Etheridge einen unbedingten Anreiz, es doch einmal zu versuchen. Abschalten, in sich gehen und einfach mal den Geschichten der Rockröhre zu lauschen. Den Krebs bezeichnet die Künstlerin als "überdimensionale Feuerkugel, dieses Loch der Angst, mit dem du zu kämpfen hast." Aber auch als Etwas, das, wenn man es besiegt hat, zu neuen Wegen führt. Sie will nun nur noch Dinge machen, die ihr persönlich am Herzen liegen (was eigentlich jeder machen sollte...). Eines davon war, dass sie ein Album produzieren wollte, das die Fans von Anfang bis Ende durchhören. Das ist ihr gelungen – ohne wenn und aber!
Wie schon beim letzten Album legt die Sängerin Wert auf ein biologisch abbaubares Jewelcase (sprich CD-Verpackung aus Altpapier), was sicherlich nach dem hundertstenmal in die Hand nehmen leicht angeschmuddelt aussehen dürfte, aber dafür ist das ökologische Bewusstsein hochgradig befriedigt!
Melissa Lou Etheridge, 1961 in Kansas geboren, riss schon als kleines Mädchen die Gitarrenseiten an. Mit dreizehn hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt und mit 26 unterschrieb sie einen Plattenvertrag bei Island Records. Seitdem ist viel geschehen: bereits ihr Debutalbum erhielt Platinstatus, und sie veröffentlichte insgesamt neun Alben. 1993 outete sie sich als Lesbe – auch wenn man es seit "Like the way I do" irgendwie schon wusste –, bekam mit ihrer langjährigen Partnerin Julie Cypher zwei Kinder (deren Vater niemand anderes als David Crosby war) und erkrankte 2005 an Krebs, den sie nach einigen Operationen und Chemotherapie überwandt.
Lesen Sie auch die Rezension zu Melissa Etheridge – Greatest Hits – The road less traveled auf AVIVA-Berlin.
Weiterhören: Anastacia und Gianna Nannini
Melissa Etheridge im Netz: www.melissaetheridge.com
AVIVA-Tipp: Melissa Etheridge hat ein wundervoll ruhiges und intensives Rock-Album eingespielt. Wie heißt es so schön: Aus Qualen Perlen!
Melissa Etheridge
The awakening
Label: Island / Universal, Oktober 2007